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Ein aufwühlender Einblick in unseren Arbeitsalltag: Was hätte ich tun sollen?

Hilflos, bedrückt, aufgewühlt, wütend, ohnmächtig, erleichtert und doch wieder beunruhigt und das alles gleichzeitig, so habe ich mich gefühlt. Normalerweise sind wir als Mitarbeiter:innen des Betreuungsdienstes nicht dabei, wenn es zum Äußersten kommt: Einer Inobhutnahme von Kindern im Beisein der Mutter. Doch die Entwicklung der letzten Monate ließ den Mitarbeiter:innen vom Jugendamt kaum eine andere Wahl, denn keiner von uns Beteiligten konnte mehr für das Wohl der zwei und neun Jahre alten Kinder garantieren.

Jugendamt, Oma, Tante und am Ende auch ich, wir kennen uns schon so lange und haben so viel eingesetzt, damit die Kinder „bleiben“ können. Doch in dem Moment, in dem die Mutter schreiend auf die Polizisten losgeht, scheint das alles umsonst gewesen zu sein. Die Kinder werden nun doch im Kinder- und Jugendnotdienst untergebracht. Ja, für sie wurde mittlerweile eine Einrichtung gefunden, in der sie zusammenbleiben können. Aber ihre Oma und ihre Tante dürfen sie nicht mehr besuchen, denn die Mutter hat das Sorgerecht und verwehrt den wichtigen Bezugspersonen den Kontakt. Es fällt mir so unendlich schwer, das alles zu akzeptieren. Immer wieder bleibe ich dabei hängen, was hätten wir anders angehen sollen, was haben wir richtig gemacht, wo haben wir falsch entschieden, wie soll es weitergehen?

Mit am Schlimmsten ist für mich, dass unser Auftrag vom Jugendamt schlagartig abgeschlossen ist. Ich muss die Akten geordnet übergeben. Ich bleibe daran hängen, dass das kleine Kind offensichtlich die Fahrt mit dem Polizeiauto so spannend fand, dass es die Dramatik des Abschieds von seiner Mutter gar nicht mitzubekommen schien. Für mich als jemand, der selbst Mutter ist und in den „Fall“ involviert war, wird er so schnell nicht abgeschlossen sein.

Unser oberstes Ziel als Delphin Sozialpädagogischer Betreuungsdienst ist der Familienerhalt, auch unter schwierigen Bedingungen. Daher ist der oben beschriebene Ablauf für uns ein außergewöhnlicher Vorgang, denn es gab in 26 Jahren unseres Bestehens weniger als eine handvoll Inobhutnahmen, in die wir eingebunden waren.

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